Paris: die Stadt der Liebe, Croissants und der Mona Lisa – oder die Stadt der Selbstverliebten?
Ich reize jetzt das Thema der Fotografie in Museen total aus, aber was mir in Paris widerfahren ist, oh ha! Dagegen geht es in den deutschen Museen ja richtig gesittet zu. Man mag es kaum glauben.
So it's #MuseumSelfie day, here's the Mona Lisa taking a selfie… pic.twitter.com/2TUWi5Jbtj
— ShoutOut Digital (@shoutoutdigital) January 21, 2015
In den ganz großen Häusern (wie dem Louvre, British Museum, Guggenheim, Art Institute Chicago etc.) ist vermutlich jeden Tag #Museumselfie Day angesagt. Völlig hemmungslos wurde fotografiert und vermutlich sofort alles über die sozialen Netzwerke geteilt. Warum mache ich mir überhaupt Gedanken bezüglich der Bildrechte?
Wenn die Kunstwerke sich tatsächlich selbst fotografieren würden, wäre es ja witzig, aber ich habe wohl noch nie so viele Menschen vor einem Bild gesehen, die sich damit fotografiert haben. Sei es die Mona Lisa und irgendwelche anderen wahnsinns Kunstwerke. Massen mit ihren Mobiltelefonen, Tablets, seltsamen Stativen und wenigen normalen Kameras blockierten die Sicht auf die Kunst.
Mir stellte sich die Frage, ob es sich bei den meisten Menschen nicht um simple Selbstdarstellung handelt, frei nach dem Motto „Hey, ich bin im Louvre und habe die Mona Lisa live gesehen“. Irgendwie beruhigend, dass ein Original dann doch so eine Wirkung hat und eine Art Magnet zu sein scheint, aber hat sich jemand mit dem Kunstwerk auseinandergesetzt? Ich wage es zu bezweifeln.
Denn im Louvre wurde man regelrecht von der Menge erschlagen. Ich habe mich dort bestimmt drei Stunden aufgehalten, aber ich war anschließend platt und habe vermutlich weniger als ein Viertel der Objekte gesehen. 🙁
Hätte ich mehr Objekte fotografieren müssen, um mich zu erinnern? Nein, was bringt mir ein Foto von einem Kunstwerk, von dem ich eh keinen blassen Schimmer habe. Wie vermutlich hundert andere Besucher auch, lustwandelte ich durch die heiligen Hallen. Ich schlenderte an der Venus von Milo vorbei und bewunderte Statuen, Gemälde und die schönen Decken des Museum. Hin und wieder warf ich einen Blick aus dem Fenster und war von Paris völlig begeistert.
Zum Abschluss noch eine Anmerkung bzw. eine Irritation. Spiegel Online hat einen Artikel veröffentlicht, wo noch mal auf das Verbot der Selfie-Stangen in den US-Museen hingewiesen wird.
Interessant dabei ist der letzte Absatz:
Laut einer aktuellen Umfrage gehören Museen allerdings nicht zu den Orten, an denen sich Touristen gerne selbst fotografieren. Die meisten Selfies werden in Paris vor dem Eiffelturm gemacht, hat das Ticketportal Attractiontix ermittelt.
Was ist das denn für ein Vergleich?
Man muss doch die Besucher in den Museen untersuchen, um zu einem Ergebnis zu kommen. Wie viele Besucher machen ein Selfie im Museum von der Gesamtbesucherzahl aus gesehen. Eine völlig sinnlose Statistik in Bezug auf Museen. So und darum gibt es jetzt nur den Eifelturm. Ohne Selfie, ohne Schnickschnack, in der blauen Stunde.
Danke @cupofcoffee_de für den Hinweis, denn den Eifelturm darf man beleuchtet auch nicht einfach so ins Internet stellen. Ich lache und weine zugleich! Das ist doch alles absurd!
Pingback: 10 verrückte Tage: Kultur pur | kultur und kunst
Pingback: SOCIAL Media, Museen, Blogger und das Netz | kultur und kunst
Pingback: Wieder stARTcamp-Zeit – Kulturtussi
Pingback: Barcamp für Kulturjunkies | kultur und kunst
Pingback: #artbookfriday | Wo ist Nils der Eisbär? | kultur und kunst