Eine ganz besondere Freundschaft

…das ist die Beziehung zwischen August Macke und Franz Marc. Dies war auch das Thema der großen Sonderausstellung (25.9.2014-4.1.2015) im Kunstmuseum Bonn: „August Macke und Franz Marc. Eine Künstlerfreundschaft.“

Macke und Marc, zwei Namen in der Kunstwelt, die volle Museen regelrecht garantieren. Ich für meinen Teil kenne keine Ausstellung, die nicht zum Besuchermagneten wurde, die einen dieser Namen trug. Oder anders ausgedrückt: Macke und Marc sind wahre Kassenschlager! Ich gebe zu, ich war auch bei sämtlichen Ausstellungen, wo es sich um Marc oder Macke drehte wie zum Beispiel im Sprengel Museum Hannover 2009 bei „Marc, Macke und Delaunay. Die Schönheit einer zerbrenden Welt (1910-1914)“, 2005 im Lenbachhaus zur großen Retrospektive von Franz Marc und 2001 im Landesmuseum Münster zu „Macke und die frühe Moderne“. Ich kenne da nichts, da fahre ich unter Umständen wirklich weite Wege – so wie am vergangenen Wochenende.

Mein Weg führte mich ins Kunstmuseum Bonn. Leider konnte ich nicht früher dorthin und so nahm ich das letzte Ausstellungswochenende in Kauf. Keine besonders kluge Entscheidung, das gebe ich zu, denn wie zu erwarten, war der Andrang groß. Groß war auch die Verwirrung, Besucher betraten das Museum durch die Drehtür und befanden sich direkt in der Warteschlange. Da ich zum Glück nicht alleine da war, brachte meine Begleitung erstmal alles in die Schließfächer. Arbeitsaufteilung war angesagt. Danach sondierte ich die Lage und erkannte, dass wir seit über 10 Minuten in der falschen Warteschlange anstanden! Wir standen in der Schlange, die direkt in die Ausstellung führte. Also suchte ich das Ende der Warteschlange für die Kasse, denn wir brauchten ja erstmal Tickets. Zum Glück ging es dort relativ schnell, sodass die Begleitung entspannt in der anderen Warteschlange weiter anstehen konnte. Außerdem sollten diese beiden Warteschlangen nicht mit der dritten Warteschlange für die Audioguides verwechselt werden, sonst hätte es noch länger gedauert. Ich gebe zu, ich war nach diesem Chaos leicht angenervt.

Umso mehr freute ich mich auf die Ausstellung, die mich nun erwartete. Im ersten Raum gab es die übliche Einführung über die Künstler, das heißt: Hardfacts – wer, wann, wie, wo, was. Ich gebe zu, ich habe diesen Teil überflogen, zum einen, weil ich die Eckpunkte bereits kannte, zum anderen, weil es für mich unübersichtlich dargestellt war. Mackes und Marcs Lebensereignisse mischten sich unter den jeweiligen Jahresdaten und nicht immer war für mich ersichtlich, ob es sich bei den Ereignissen um Macke oder Marc handelte. Außerdem wurde der Raum rechts von reinströmenden Menschen betreten. Die Lesung der Texte sah vor, von links nach rechts zu gehen, sodass sich direkt am Eingang alles drängte. Dabei fiel mir auch auf, dass viele Besucher dann hinten anfingen zu lesen.

Endlich, endlich, endlich – die Ausstellung! Es war ein Fest! Die Ausstellung war einfach fantastisch und hat (zum Glück) meine kleinen Verstimmungen wieder wett gemacht. In jedem Raum entdeckte ich neue Werke, die ich bislang noch nicht „live“ gesehen hatte. Die Farbenpracht war einfach atemberaubend. Im Vergleich stelle ich erneut fest, dass mir die Werke von August Macke ein wenig besser gefallen als die von Franz Marc.

Eine Menschentraube vor der Replik von August Macke und Franz Marc: Paradies. (1912, Öl auf Putz, 398 x 181 cm, LWL-Museum für Kunst und Kultur. Westfälisches Landesmuseum, Münster)
Eine Menschentraube vor der Replik des Paradies von August Macke und Franz Marc. (1912, Öl auf Putz, 398 x 181 cm, LWL-Museum für Kunst und Kultur. Westfälisches Landesmuseum, Münster)

Ein besonderes Schmunzeln verursachte eine Menschentraube vor einem ganz besonderen Werk: dem Wandbild „Paradies“. Es ist das einzige Werk, was die beiden Künstler jemals gemeinsam schufen. Das „Paradies“ befand sich ursprünglich im August-Macke-Haus in Bonn. Es wurde 1980 abgetragen und befindet sich heute im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. In der Ausstellung „Eine Künstlerfreundschaft“ ist lediglich eine Replik zu sehen und genau das verursachte bei mir ein Schmunzeln. Denn das Original ist natürlich viel farbintensiver und nach der Restaurierung viel schöner!

 

Rund 200 Gemälde, Arbeiten auf Papier, kunstgewerbliche Objekte und private Dokumente führen Leben und Werk der beiden Künstler von 1910 bis 1914 vor Augen und verdeutlichen nicht nur, wie sich Macke und Marc gegenseitig inspirierten, sondern auch, wie eng und herzlich ihre Freundschaft war. (Lenbachhaus)

 

Ich hatte Spaß in der Ausstellung, es war eine Freude, so viele Werke der beiden großartigen Künstler auf einem Haufen zu sehen. Wer diese wunderbare Ausstellung verpasst hat, muss nicht traurig sein.

Denn die Ausstellung ist ab dem 28. Januar bis zum 3. Mai im Lenbachhaus in München zu sehen!

Städtische Galerie im Lenbachhaus
Luisenstr. 33
80333 München

Eintrittspreis:
Normal: 12 €
Ermäßigt: 6 €

Öffnungszeiten:
Di – So, 10 – 21 Uhr
An allen Feiertagen (Faschingsdienstag, Karfreitag, Ostermontag und 1. Mai) geöffnet.
Letzter Einlass in die Sonderausstellung ist um 20 Uhr.

WOW:
Als besonderen Service für unsere Besucher bieten wir täglich 5 öffentliche Führungen im Zwei-Stunden-Takt an. <— Das ist natürlich ein absoluter Knaller!

Katalog, Film und unendlich viel Merchandise-Kram ist zur Ausstellung erhältlich!

Zu guter Letzt – ich nahm es mit Humor – eine letzte Warteschlange. Dabei handelte es sich um die Warteschlange im Parkhaus an der Museumsmeile. Als wir das Parkhaus verlassen wollten, suchten wir verzweifelt den Kassenautomaten und haben exakt EINEN gefunden. Bei 535 Stellplätze! 😉 Aber wir waren ja im Training und haben auch darüber hinweggelächelt, denn nach so vielen beeindruckenden Werken blieb einem gar nichts anderes übrig; die gute Laune hielt Stand.

Warteschlange im Parkhaus

0 Kommentare zu “Eine ganz besondere Freundschaft

  1. Pingback: Interaktives Buch in der Paul Gauguin Ausstellung | kultur und kunst

  2. Pingback: Als die Welt noch analog war – #scmuc15 | kultur und kunst

  3. Liebe Wera,
    ich war auch ganz seelig, die Bilder zu sehen. Jedes einzelne erzählt spannende Geschichten. Vom Beginn der Moderne. Die Aura der Originale ist unvergleichlich. Allein deshalb ist der Besuch ein Genuss.

    Allerdings habe ich wohl das Problem, dass ich immer mit den Augen der Kunstvermittlerin durch Ausstellungen gehe. Und da muss ich sagen, dass ich von dem chronologischen Nebeneinander der Bilder doch etwas enttäuscht war. Ganz komisch fand ich z.B. auch die Saalüberschrift „Vor dem Krieg“ – als wenn es für die beiden ein „Nach dem Krieg“ gegeben hätte.

    Ich denke, man hätte vermittlungstechnisch ein bisschen mehr machen können. Vielleicht auch mal gezielt zwei Werke in der Gegenüberstellung zur Erläuterung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Künstler heranziehen können. Oder die Verbindung in die Stadt Bonn noch deutlicher machen. Nun denn, ich blicke nicht hinter die Kulissen bei der Planung. Wird schon gut durchdacht gewesen sein.

    Auf keinen Fall will ich das wunderbare Kunsterlebnis schlecht machen. Das besteht auch einfach nur in der Begegnung mit dem Original. Aber manchmal stelle ich mir die Frage, was diejenigen aus der Ausstellung mitnehmen, die sich nicht berufsmäßig intensiver mit den Themen beschäftigen und einen gewissen Background mitbringen. Da fürchte ich, dass es dann einfach nur der Blockbuster ist, der zieht, weil die Leute dann sagen können: ich bin auch dagewesen.

    Wenn du demnächst für länger im Rheinland weilst, dann müssen wir uns unbedingt auf einen Kaffee treffen.

    Viele Grüße von Anke

    • Liebe Anke,

      da kann ich Dir erstmal zustimmen. In den Texten zur Ausstellung wurden auch manchmal Künstler erwähnt, da habe ich mir gewünscht, dass man auch von denen ein Werk zeigt, um den Bezug oder die Ähnlichkeiten zu verdeutlichen.

      Da ich keine Kunsthistorikerin, Historikerin oder irgendwas dergleichen bin, kann ich Dir sagen, es bleibt inhaltlich nichts hängen. Die Frage kann ich Dir ziemlich leicht beantworten. Bei mir sind lediglich ein paar Aspekte hängen geblieben oder haben sich vertieft; ich bin mir sicher, mit einer Führung oder einem AudioGuide hätte ich mehr davon gehabt.

      Ich wünsche mir eine Ausstellung, wo ich mal etwas mit meinem Handy oder Tablet machen könnte – oder auch mit Stift und Papier, wo ich Aufgaben löse und hinterher etwas handfestes mit nach Hause nehmen kann. 1. Ich stehe auf Stift und Papier, dann bleibt es viiiiel besser hängen (da spricht die Pädagogin in mir). 2. Sind Ralleys oder Rätsel immer nur für Kinder? (Finde ich voll blöd! Ich will auch rätseln!) 3. Warum gehen Einrichtungen davon aus, dass Erwachsene mehr wissen als Kinder? (Erwachsene haben erstmal mehr Lebenserfahrung, aber wissen? – najaaaa) und diese langweiligen Einführungstexte… – immer das gleiche: 1. Raum Einführung (Leben, Abriss, wen getroffen, wo gewesen, welche Ausstellungen) 2. Raum und alle weiteren chronologischer Rundgang. … ich höre jetzt besser auf.

      Man könnte manchmal Dinge so einfach lösen (z. B. ein Fragebogen, wo man Fragen lösen muss, etwas skizziert, errät, etc. und wenn man als Haus großzügig ist, macht man auch noch ein Gewinnspiel draus und verlost einen Katalog, das tut ja nicht weh).

      So. Egal. Ich weiß, was Du meinst. 😉

      Liebe Grüße
      Wera

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von Kultur und Kunst

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen