Herzlich willkommen Museum Barberini

Seit über einem Jahr habe ich mich auf diesen Tag gefreut, auf die Eröffnung des neuen Museums in Potsdam. Museum Barberini heißt es und befindet sich im gleichnamigen Palais an der Humboldtstraße (am Alten Markt) mitten im Herzen Potsdams. Oder ist es das neue Herz? Die Nachbarschaft des Museums kann sich auf jeden Fall auch sehen lassen, das Potsdam Museum, die Nikolaikirche oder der Landesrechnungshof Brandenburg bilden ein anschauliches Ensemble an sehenswerten Gebäuden. Und genau das macht das neue Museum aus, wie ich im Blogbericht zuvor schon angedeutet habe. Dieser Museumsbau ist im Vergleich zu anderen Bauten der Gegenwart doch ungewöhnlich. Denn es handelt sich hierbei um eine Rekonstruktion des alten Palais, welches vor dem 2. Weltkrieg an ebendieser Stelle stand, nun mit neuester Museumstechnik versehen. Ich habe mich an diesem Palais wirklich erfreut, denn es fügt sich nahtlos in das Stadtbild ein. Kein moderner Bau, bei dem es einen Aufschrei oder Proteste gibt. Nein, ganz im Gegenteil, es ist ein klassischer Museumsbau, wie man ihn von anderen großen Museen kennt (siehe Museumsinsel in Berlin), große, hohe schlichte Räume, einige mit Fenstern versehen andere nicht, bieten optimale Voraussetzungen für Kunstausstellungen.


Es werde Licht in Potsdam

Gerade das Licht fiel ins Auge – oder eben nicht. Die indirekte Beleuchtung für die Objekte war vorzüglich. Es war hell genug, um alles zu erkennen, aber nichts hat geblendet oder spiegelte. In Räumen mit Fenster gab es dezente Vorhänge, um die Objekte vor Lichteinfall zu schützen. Man könnte sagen, es war unaufgeregt spektakulär, so wie Frau Westheider. Eine Direktorin, die ich für ihre sachliche aber sehr freundliche Art schätze. Sie ist für das Museum die optimale Besetzung. Denn zuvor war sie im Bucerius Kunst Forum (Hamburg) tätig. Die dortigen Ausstellungen zogen ebenfalls Massen an Besuchern an. Nun darf sie im Museum Barberini ihre Arbeit fortsetzen und tut dies aktuell mit zwei grandiosen Ausstellungen.

Das Ausstellungsprogramm

“Die Klassiker der Moderne” und “Impressionismus. Die Kunst der Landschaft” sind echte Hingucker (beide noch bis 28. Mai 2017 zu sehen). Es sind die perfekten Ausstellungen für einen Auftakt! Genauso hätte ich es auch gemacht, schöne Themen, denen jeder etwas abgewinnen kann und die nicht allzu kontrovers sind. Die Ausstellungen sind gefällig und das meine ich überhaupt nicht abwertend, ganz im Gegenteil. Man hätte es nicht besser machen können. Auch die kommenden Ausstellungen, die Frau Westheider angekündigt hat, sorgen für eine gewisse Unruhe in mir. Eine Unruhe, die mir sagt: Wera, Du musst in einem halben Jahr leider wieder nach Potsdam, Du kannst dir doch nicht “Hopper bis Rothko” (17. Juni bis 3. Oktober 2017) entgehen lassen!

Die Sammlung von Herrn Plattner

Ja, so ist es, die Ausstellungen sind toll. Sie sind Balsam für die trübe Winterseele. Die Farben und die Pinselführungen von Monet, Renoir, Caillebotte oder Sisley lassen einen wieder aufleben, wenn auch nur für kurze Zeit in den Räumen des Museums. Während der Führung von Frau Westheider lag mir eine Frage auf der Zunge, die ich ihr unbedingt stellen musste, welche Werke gehören dem Sammler und Mäzen Hasso Plattner? Auch an dieser Stelle war die Antwort fast unspektakulär, die Objekte von Herrn Plattner sind nicht extra gekennzeichnet. An den Objekten steht lediglich „Private Sammlung“ und dies stand an so einigen Objekten dran. Das bedeutete aber nicht, dass all diese Objekte Herrn Plattner gehörten. Es konnten auch genauso gut Leihgaben von anderen Privatsammlern sein, die einfach nicht genannt werden möchten – schlicht und unspektakulär, aber genau das ist das Spektakuläre, weil es großartige Werke sind. Die Ausstellungen gehen immer von dem Bestand des Museums aus, aber um die Themen zu erschließen werden zahlreiche Objekte von anderen Museen oder privaten Sammlern entliehen. In der Impressionisten Ausstellung gab es tatsächlich das ein oder andere Werk, welches ich zuvor noch nie gesehen habe und aus den USA eingeflogen wurde. Wie viele Objekte die Sammlung von Herrn Plattner umfasst, wurde mir nicht verraten, auch dabei hält man sich eher bedeckt. Ganz ehrlich, mir ist es total egal. Er ist ein Privatsammler, der seine Objekte der Öffentlichkeit (im Museum) zur Verfügung stellt und sich nicht alles in sein Wohnzimmer hängt, wo keiner eine Chance hätte, diese Werke zu sehen.

Der Denker von Rodin ist definitiv einer meiner Lieblingsskulpturen. Ich schaue sie mir immer wieder gern an.
Der Denker von Rodin ist definitiv einer meiner Lieblingsskulpturen. Ich schaue sie mir immer wieder gern an.

Mit dem Besucher auf Augenhöhe

Ich bin froh, dass es solche Menschen gibt, die weiterhin so tolle Kunst ankaufen, um sie dann öffentlich auszustellen. Wenn es dazu noch ein hervorragendes Team an Historikern gibt, die thematische Ausstellungen konzipieren, und Pädagogen, welche sich um die Vermittlung kümmern, was will man mehr. Denn das Veranstaltungsprogramm sieht für nahezu jede Alters- bzw. Zielgruppe (Eltern, Kinder, Einzelbesucher, Gruppen, Jugendliche) etwas vor: Vorträge, Rundgänge, Konzerte, Symposien, Veranstaltungen für U35 mit Musik, Kinder führen Kinder, Workshops, Eltern mit Babys und natürlich diverse Audioguide-Touren. Einfach die App runterladen und los geht es. Es ist die erste Museumsapp, die gefühlt weiterentwickelt wird und verschiedene Touren durch das Haus anbietet: Zu den jeweiligen Sonderausstellungen, eine Kinder-Tour, eine passend dazu abgestimmte Erwachsenen-Tour, eine zur Geschichte und Architektur oder die Highlights “Das Museum Barberini in einer Stunde”. Es scheint für jeden eine passende Audio-Tour dabei zu sein. (Kennt Ihr eigentlich andere Museumsapps, die auch mal ein Update durchführen? Ich habe ehrlich gesagt keine einzige Museumsapp auf meinem Smartphone – bis auf die vom Museum Barberini, weil ich neugierig war.)

Die Barberini Smart Wall ist ein  3 x 5 Meter großer Monitor auf dem Objekte aus der Ausstellung Impressionismus genauer betrachten können.  Besonders schön sind die Gegenüberstellungen der Motive und des tatsächlichen Ortes heute.
Die Barberini Smart Wall ist ein 3 x 5 Meter großer Monitor auf dem Objekte aus der Ausstellung Impressionismus genauer betrachten können. Besonders schön sind die Gegenüberstellungen der Motive und des tatsächlichen Ortes heute.

Organisatorisches im Museum

Es gibt jede Menge Schließfächer, die klein und mittelgroß sind, größere Sachen können an der bewachten Garderobe abgegeben werden. Toiletten sind wie die Garderobe im Untergeschoss vorhanden. Ebenfalls im Untergeschoss befindet sich der Museumsshop. Ein wenig verwirrend, weil man zur Abwechslung nicht „durchgeprügelt“ wird. In anderen Museen muss man durch den Shop gehen, um zum Ausgang zu gelangen. Hier ist der Shop eher zurückhaltend angelegt – fast zu zurückhaltend. Ich hätte ihn mir sogar gern ein bißchen größer gewünscht. Zum Café kann ich zu meinem Leidwesen nichts sagen, denn das hatte noch geschlossen und wird erst nächste Woche geöffnet (für mich noch ein Grund wiederzukommen).

Barrierefreiheit

Da ich mich bei der Elbphilharmonie bereits ein wenig über die Barrierefreiheit ausgelassen habe, möchte ich das auch an dieser Stelle wieder tun. Im Museum Barberini gibt es gleich zwei Aufzüge, einen großen und einen kleinen, in beide Aufzüge passen auch größere Rollstühle oder Zwillingskinderwagen rein. (Für Museen tatsächlich eher ungewöhnlich, zahlreiche Museen haben gerade mal einen Fahrstuhl.) Die Flure und Ausstellungsräume sind großzügig angelegt, sodass ein Besuch mit einem Rolluntersatz überhaupt kein Problem darstellt. Das Behinderten WC ist geräumig, nur der Mülleimer dort ist so klein, dass er nach drei Tüchern, mit denen man sich die Hände abtrocknet, voll ist. Eine Wickelmöglichkeit gibt es dort (noch) nicht – trotz Piktogramm. Ich habe das Personal dezent darauf hingewiesen, dass „da unten“ noch etwas fehlt. Man hat diesen Kritikpunkt sehr freundlich aufgenommen. Da ich selbst 10 Jahre im Besucherservice tätig war, weiß ich, welche Beschwerden tagtäglich aufkommen.

Fazit

Ja, packt die Koffer und fahrt nach Potsdam! Plant für das Museum 1-2 Stunden ein, wie gesagt, es gibt eine Audio-Tour, die eine Stunde dauert, will man sich alles anhören, ist man bestimmt ein Weilchen länger unterwegs. Außerdem bietet sich Potsdam hervorragend zum Shoppen an, einfach die Brandenburger Straße “entlang schlömpern” und ein wenig Geld in der Stadt lassen. Mich erinnert die Stadt ein wenig an Oldenburg, was die Einkaufsatmosphäre betrifft. Kleine Häuser, kleine Geschäfte und alles sehr gepflegt – ein Traum zum Einkaufen. Wer sein Geld lieber für Essen ausgibt, auch kein Problem, ich war im “Wiener”, der Anblick der Torten war schon grandios. Allerdings hatte ich dort ein hervorragendes Frühstück. Im Frühjahr, Sommer oder Herbst gehört dann natürlich noch ein Spaziergang durch den Schloßpark dazu. Wer noch nie Schloß Sanssouci von innen gesehen hat, sollte die heiligen Hallen unbedingt besichtigen. (Mein letzter Besuch dort, ist auch schon ein Weilchen her… ) Wie gesagt, dies wird nicht mein letzter Besuch in Potsdam gewesen sein und schon gar nicht im Museum Barberini. Ich mag diese Stadt sehr gern und mittlerweile würde ich nicht mehr nach Berlin fahren und dann für einen Tag nach Potsdam, sondern direkt nach Potsdam und auch dort übernachten. Denn diese Stadt ist viel zu schön, um ihr nur ein paar wenige Stunden zu widmen, sie ist eine eigenständige Reise wert!

Museum Barberini

Museum | Museum Barberini

Ausstellungen | Impressionismus. Die Kunst der Landschaft / Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky (beide bis 28. Mai 2017)

Eintritt | 14 Euro

Öffnungszeiten | mittwochs bis montags, 11 bis 19 Uhr (dienstags geschlossen)

Besten Dank an das Museum Barberini für die Einladung nach Potsdam und in das neue Museum. Herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Auftakt!

Blick aus dem Museum - die Warteschlange am Samstag (21. Januar 2016) war enorm, denn für 6 Stunden hatten Besucher die Gelegenheit, das Museum kostenlos zu besichtigen.
Blick aus dem Museum – die Warteschlange am Samstag (21. Januar 2016) war enorm, denn für 6 Stunden hatten Besucher die Gelegenheit, das Museum kostenlos zu besichtigen.

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