Kulturhighligts | Eröffnung der Elbphilharmonie und Museum Barberini

Letzte Woche war es endlich so weit, die Elbphilharmonie wurde (endlich) eröffnet. Es hat ja nun auch lang genug gedauert. Die Bauzeit wurde um ein paar Jährchen überschritten und die Kosten betrugen nur unwesentlich mehr. Die Zeitung in Hamburg berichtet über nichts anderes mehr, zu erst der Countdown seit dem 1. Januar und nun die Nachberichte. Ich gebe zu, langsam aber sicher zerrt es an meinen Nerven.

Aber kommen wir zu den schönen Dingen der Elbphilharmonie, dem neuen „Leuchtturmprojekt an der Elbe“, dem „Juwel der Kulturnation“, dem „Weltklasse Gebäude“ – apropos – die gleichen Architekten, Herzog und De Meuron, planen gerade das Museum der Moderne in Berlin. Dort war der Aufschrei bei dem Gewinnerentwurf groß. Man liest in den Nachrichten Umschreibungen wie “Scheune”, “ländlich”, “Bierzelt”, “Billigdiscounter” und so weiter. Da fragt man sich, was lief dort schief und was macht die Elbphilharmonie architektonisch so herausragend? Oder haben die Berliner Angst vor einer neuen Elbphilharmonie, wo man doch schon den BER an den Hacken hat. (Kann ich nachvollziehen.) 😉

Die Lichtinstallation zur Eröffnungsfeier war grandios. Im Konzertsaal wurde musiziert und gleichzeitig wurde ein Klangbild auf die Elbphilharmonie geworfen. Als ich diese Bilder im TV, bei Instagram und Facebook verfolgte, war ich zugegebenermaßen wirklich beeindruckt und entzückt und habe mich an dieser Lichtshow sehr erfreut. Ich bin ja ein Freund der Lichtkunst. Die Medien überschlugen sich des Lobes bezüglich der Eröffnung, alle Welt war platt und staunte.


Aber wen interessieren schon die Kosten von zehn Millionen für die Eröffnung, wenn die Bausumme statt 70 Millionen knapp 800 Millionen betrug? Dass sich die Werbeagentur Jung von Matt etwas besonderes einfallen lassen musste, war klar. Und ganz im Ernst, bei zehn Millionen erwarte ich auch eine grandiose Eröffnung. Mit der Wahl dieser Agentur konnte immerhin nichts schief gehen, sie machen einen großartigen Job mit viel Kreativität und Humor, wenn man sich deren umgesetzte Projekte anschaut (BVG – Is‘ mir egal, EDEKA – Supergeil, SIXT – Mitarbeiter des Monats und der Bundestagswahlkampf der CDU wird ebenfalls von der Werbeagentur JvM begleitet – man darf gespannt sein). Natürlich könnte ich jetzt weiter auf den Kosten herumhacken oder es einfach abhaken. Dies ist nicht das erste Bauprojekt und wird auch nicht das letzte Bauprojekt sein, dessen Kosten ungeahnte Dimensionen annehmen (werden).

Die Konzertkarten werden den Machern aus der Hand gerissen und bei ebay für Unsummen weiterverkauft. Scheint ja irgendwie eine Auszeichnung zu sein – dieser Schwarzmarkt. Aber werden die Konzerte auch noch in fünf bis zehn Jahren ausverkauft sein? Aktuell überwiegt der Reiz des Neuen, aber was ist, wenn sich alle an den Anblick gewöhnt haben? Jeder das Gebäude von innen gesehen hat und jeder mal bei einem Konzert war? Was dann? Fragen, die nur die Zukunft beantworten kann.

Apropos von innen sehen…
Wer die Elbphilharmonie von innen sehen möchte, kann an einer öffentlichen Führung teilnehmen. Die Kosten betragen 13 Euro. Die Dauer beträgt ca. eine Stunde. Die Führungen sind nicht barrierefrei (da gibt es gesonderte Führungen) – ach ja, da war ja was. Nicht barrierefrei??? Wir haben knapp 800 Millionen für einen Bau ausgegeben, der nicht 100%ig barrierefrei ist? Das Restaurant soll lediglich über einen Hintereingang zu erreichen sein. Ich bin wie immer fassungslos. Die Zielgruppe, die solche Häuser besuchen, sind doch die sogenannten „Silverliner“, vermutlich reden wir nur von den mobilen älteren Herrschaften. Moment, das Haus sollte ja auch jüngere Menschen anziehen, Familien (mit Kinderwagen?) offensichtlich nicht. Egal. 

Zurück zu den Führungen, wer nicht an einer öffentlichen Führung teilnehmen möchte, kann auch gerne eine buchen – für 450 Euro! Als ich das hörte, setzte bei mir die Schnappatmung ein. Aus Museen kenne ich andere Preise. Vielleicht dann doch besser an einer öffentlichen Führung teilnehmen (oder ins Museum gehen). Irgendwann werde ich mir bestimmt die Elbphilharmonie von innen ansehen oder die Aussichtsplattform besuchen, aber aktuell ist mir dieser Hype viel zu anstrengend. 

Ob ein Haus letztendlich funktioniert, zeigt sich erst nach geraumer Zeit, quasi im Betrieb. Ich bin gespannt und freue mich viel mehr auf die kommenden Jahre und auf das Programm der Elbphilharmonie.
Was bleibt ist ein Gebäude an der Elbe, das bunt beleuchtet, einfach atemberaubend aussieht. Ohne Beleuchtung ist es – ein Starachitekten-Gebäude mit einem charakteristischem Dach. Ob es schön ist, sei dahin gestellt. Ob die Akustik weltklasse ist, weiß ich nicht, ob die Konzerte und das Programm gut sind, kann ich auch nicht beurteilen, das will ich auch gar nicht. Kurzum, sie ist nun endlich da – fertig, die “Elphi” oder “Philli” oder wie auch immer ihr Kürzel heißen soll. Noch so eine Diskussion…

Mit diesem Kulturhighlight begann das Jahr 2017. Der nächste Paukenschlag folgt sogleich. Denn in dieser Woche wird das Museum Barberini eröffnet. (Hab ich in meiner Tageszeitung bislang nichts drüber gelesen, warum eigentlich nicht? Würde mich ja viel mehr interessieren. Schade!) Zur Eröffnung wird ebenfalls Frau Merkel erwartet, an Prominenz macht kein anderer als Bill Gates seine Aufwartung. Wen wundert es, bei dem Inhaber der Sammlung! (Man kennt sich.)

Museum Barberini Frontansicht, Photo: Helge Mundt
Museum Barberini Frontansicht, Photo: Helge Mundt

Ich bin schon total aus dem Häuschen und aufgeregt, denn diese Eröffnung  interessiert mich viel mehr als die der Elbphilharmonie. Allein der Wiederaufbau eines solch schönen Gebäudes ist unbedingt erwähnenswert. Bei diesem Palais handelte es sich um ein herrschaftliches Bürgerhaus zum Stadtschloss in Potsdam und wurde im Laufe der Zeit erweitert (1771/72 – Erweiterung Mitte des 19. Jh.). Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und anschließend abgerissen. 2005 wurde beschlossen, das Palais wieder aufzubauen. Endlich mal eine sinnvolle Idee! Kein schrecklicher Neubau, keine Stahl- und Glaskonstruktion, keine Scheune, keine schrägen Wände, sondern ein chices nachgebautes Palais. Ich finde es sehr bedauerlich, dass so etwas nicht häufiger gemacht wird. Ich freue mich jetzt schon, das Gebäude betreten zu dürfen.


Ganz besonders interessiert mich die Sammlung des Stifters und Mäzen Prof. Dr. h. C. mult. Hasso Plattner. Natürlich freue ich mich auch darauf, einen Blick in die Sonderausstellungen werfen zu dürfen („Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“ und „Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky“). Mit Impressionismus oder der Moderne kann man nichts falsch machen. Das zweite Kulturhighlight kann also am kommenden Wochenende folgen und ich fange schon mal an, meinen kleinen Koffer zu packen, sämtliche Akkus zu laden und mich auf Potsdam zu freuen.

0 Kommentare zu “Kulturhighligts | Eröffnung der Elbphilharmonie und Museum Barberini

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  3. Ich freue mich auch schon auf meinen ersten Besuch dort 🙂

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