#artbookfriday | Gala-Diner. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch

1973 erschien dieses Buch erstmalig in französischer Sprache. 12 Kapitel – sie lesen sich völlig verrückt! So wie Dalis Werke auch schon immer auf mich wirkten. Umso mehr ein Grund diesem wunderschönen Buch einen Blogbeitrag am #artbookfriday zu huldigen. Denn allein die Bilder dazu sind es schon Wert!

Beginnen wir von vorn. Es ist Freitag und es ist der letzte Freitag vor dem 24. Dezember. Es ist also langsam an der Zeit, alle Geschenke zusammenzusuchen und dieses Buch ist wohl eine wahre Freude für jeden Kunstliebhaber! „Die Diners mit Gala“ („Les diners de Gala“ heißt die französische Originalausgabe) ist kein schnödes Kochbuch, es ist ein Kunstbuch mit Rezepten. Wie heißt es gleich auf der ersten Seite „Vom positivistischen Materialismus der ‚Physiologie des Geschmacks von Brillant-Savarin‘ zum mystisch-monarchischen, katholisch-apostolischen römischen Spiritualismus der Dalischen Gastro-Ästhetik“. BÄM! Erstmal drüber nachdenken, was steht da bitte? Ich verstehe kein Wort. Hilft alle nichts, ich muss weiterlesen.

Statt Einleitung und Schluss gibt es Dalis kleine Anthologie der Gastronomie, herrlich! Und nun möchte ich ein Zitat hervorheben, das ich sofort unterschreiben würde: „Wirklich gern esse ich nur das, was eine klare und für den Verstand begreifbare Form besitzt. Und wenn ich dieses schreckliche, erniedrigende Gemüse verabscheue, das sich Spinat nennt, so deshalb, weil Spinat formlos ist wie die Freiheit.“ Ja, dem stimme ich vollkommen zu, Spinat ist verabscheuenswürdig. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

Salvador Dali gehört zu den sogenannten „Surrealisten“. Eine Richtung in der Kunstgeschichte, die mich sehr fordert. An Max Ernst drohte ich schon so manches Mal zu scheitern und fragte mich immer, was zur Hölle soll das alles. Den Werken von Dali kann ich immerhin noch etwas abgewinnen. Kennzeichen Dalis ist sein gezwirbelter Schnäuzer. Er ist für mich der Hauptvertreter des Surrealismus und sein bekanntestes Werk ist wohl die verlaufende Uhr über eine Kante in einer Wüstengegend (hab ich das richtig interpretiert, sieht man das wirklich? Bei den Surrealisten bin ich mir nie sicher, ob ich alles richtig erkenne und gibt es überhaupt ein richtig? Es entstehen immer mehr Fragen als ich Antworten in den Werken finde.)

Dali widmete sich den Schriften Freuds, wen wundert es, dass dann so etwas dabei herauskommt? 😉 Liest man ein wenig in seiner Biografie, so stößt man schnell auf den Namen „Gala“, eine russische Immigrantin und Muse vieler Surrealisten. Dali heiratete die zehn Jahre jüngere Frau, sie war seine Muse und Managerin und so ist es nur logisch, dass das mir vorliegende Buch „Diners mit Gala“ heißt.
Während ich durch das Buch blättere bleibe ich bei den Fotos hängen und denke mir, „Dali war echt ein Exzentriker und schräger Vogel“. Dieser Schnäuzer, dieser Stock, diese skurrilen Fotos! Ebenso liest sich auch das Inhaltsverzeichnis:

  • 1. Fürstliche Torheiten
  • 2. Herbstliche Kannibalismen
  • 3. Große Köstlichkeiten aus Winzigem
  • 4. Sodomisierte Zwischengerichte
  • 5. Schillernde Sputniks – auf der Erde zu Haus
  • 6. Panaschiertes Panaschee
  • 7. Monarchenfleisch
  • 8. Weiche Uhren im Halbschlaf
  • 9. Desoxyribonuklein-Atavismen
  • 10. „Ich esse Gala“
  • 11. Nächtliche Gelüste
  • 12. Die köstlichen kleinen Martyrien
  • Es sind für mich keine Gerichte, die ich mal eben koche. Ganz im Gegenteil! Im Fließtext zu den einzelnen Gerichten erfährt man, wie lang man für ein Gericht benötigt. Die Bouillon Bamako muss zum Beispiel 5 Stunden kochen. Es sind ausgefallene Rezepte (wie Dali selbst es ist): Peruanische Krebse, Seezungenröllchen nach Art der Inseln, Weinbergschnecken in Chablis, Froschschenkel in Kästchen, Roastbeef im Gemüsekranz, Lammkeule in Madeira, Steinbuttfilet in Sahne, Gefüllte Schwalben im Dampf (ich wusste nicht, dass man Schwalben essen kann, aber warum nicht, man kann ja auch Tauben essen…), Zwiebelfleisch, Spargel mit Nüssen, Backpflaumen in Alkohol, Pfirsich mit Mandeln, Tomatentorte, Schokolade mit Rum, Anchovis nach Weihnachtsart…. 136 Speisen und eine klingt verrückter als die andere. Ich hätte gern mal bei Dali diniert, ich bin durchaus Experimenten auf dem Speisentisch aufgeschlossen.

    Ich finde das Buch großartig, allein der Anblick ist wunderschön, dieser goldene Umschlag passt perfekt zu dem außergewöhnlichen Buch. Wer also noch kein Weihnachtsgeschenk hat und jemanden glücklich machen möchte, der sich sowohl für Kunst als auch fürs Kochen interessiert, dem lege ich tatsächlich das Buch nahe. Und wer zufällig bis zum 22. Januar 2017 in Hamburg ist, sollte noch der Hamburger Kunsthalle einen Besuch abstatten, denn passend dazu gibt es surreale Begegnungen mit „Dali, Ernst, Miro, Magritte…“

    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch
    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch
    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch
    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch
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    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch
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    Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch

    #artbook | Die Diners mit Gala. Salvador Dalís surrealistisches Kochbuch

    #Autor/Herausgeber | Salvador Dali

    #Verlag | TASCHEN

    #Sprache | Deutsch

    #ISBN | 978-3-8365-0875-9 (in weiteren Sprachen erhältlich)

    #Seiten | 320

    #veröffentlicht | 2016

    Das Buch kann man hier bestellen.

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