#artbookfriday | Prinz Ottilie und die versteckte Wandmalerei

Es ist einfach zu lange her, dass ich hier ein Buch vorgestellt habe. Das liegt vermutlich in erster Linie daran, dass ich selten schöne Coffee-Table-Books finde, zum anderen selbst wenig Zeit habe, Bücher zu lesen und mein Schwerpunkt beim Vorlesen liegt und die Interessen meiner Mitbewohner*innen sind ganz andere als meine privaten Interessen. Aber jetzt (Danke Angelika für die Weiterleitung) habe ich mich doch tatsächlich mal wieder für ein Buch begeistern können, das gleich mehreren Ansprüchen hier gerecht wurde:

  1. Es hat etwas im weitesten Sinne mit Kunst/Kultur zu tun.
  2. Es ist ein Buch für Kinder (oder für Erwachsene, die das Kind in sich nie verloren haben).
  3. Es ist so schön illustriert!

Ich habe schon viele Kunstbücher für Kinder gelesen, Bücher, die einzelne Künstler thematisisieren, Epochen erklären, Mitmachangebote anbieten, Suchbilder beinhalten etc. Aber noch nie hab ich ein thematisches Kinderbuch in der Hand gehalten, welches sich ausschließlich mit Restaurierung beschäftigt. Das war echt eine Lücke, die nun von Ada Ergens geschlossen wurde!

Um das Buch für Kinder möglichst spannend und attraktiv zu gestalten, geht es um die „Restaurierung im Schloss Dierendal“. Dort wurde ein Wandgemälde entdeckt und plötzlich steht ein großes Gerüst im Schloss vor genau dieser Wand. Aber was passiert jetzt eigentlich auf dem Gerüst und mit der Wand? Die Geschichte gibt Einblicke in die Tätigkeiten von Restaurator*innen und was sie alles beachten müssen, wenn – wie in diesem Fall – ein Wandgemälde wieder freigelegt wird.

Also ganz ehrlich, ich fing vor über 20 Jahren im Museum an zu arbeiten, der Beruf der Restauratorin war mir leider vor meinem Studium nicht bekannt und hätte ich ihn gekannt, ich glaube, ich hätte etwas ganz anderes studiert. Ich finde diesen Beruf so spannend und vielseitig. Auch bei mir im Museum bin ich immer wieder von den Arbeiten von den Restaurator*innen beeindruckt, sie sind so einfallsreich, so kreativ, sie experimentieren so viel und erfinden auch manchmal seltsame Geräte, die ihnen die Arbeit erleichtern. Ich hab bislang keinen Beruf kennengelernt, so viel Praxis und Theorie vereinbart. Für mich gehören Restaurator*innen zu den klügsten Menschen, weil sie unglaublich viel Wissen. Sie kennen sich sowohl mit Kunstgeschichte/Geschichte aus (schließlich müssen sie Objekte auch entsprechend einordnen), sie kennen sich mit Chemie aus, mit seltsamen Werkstoffen, Textilien und so weiter. Der Bereich der Restaurierung ist einfach soooooo groß. Es gibt Kolleginnen, die sind für Gemälde zuständig, andere für Objekte, wieder andere für Textilien oder oder oder.

Daher habe ich mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut, als es mir als Rezensionsexemplar angeboten wurde und ich habe es hier sofort vorgelesen. Natürlich haben die Kinder gespannt zugehört, als es um das Schloss, einen Prinzen und ein verschollenes Gemälde ging. Und vielleicht nehme ich das große Kind nächstes Jahr auch mal mit, wenn in den Museen die Werkstätten der Restaurierungsabteilungen geöffnet haben (Europäischer Tag der Restaurierung). Ich finde es total schön, hinter die Kulissen zu Blicken, Kindern zu zeigen, welche Berufe es auf dieser Welt so gibt.

In „Prinz Ottilie und die versteckte Wandmalerei“ wird wunderbar gezeigt, welche Arbeitsschritte mit der Restaurierung eines Wandgemäldes verbunden sind. Wer weiß denn bitte was eine „Vollretusche“, „Punktretusche“ oder „Strichretusche“ ist? Und wer weiß denn bitte, dass Restaurator*innen nur so viel zum Erhalt wie nötig machen? Aber die Objekte hinterher trotzdem ansehnlich sein müssen? Oder dass man ihre Arbeiten von dem Original unterscheiden muss? Das ist natürlich absolutes „Nerd“-Wissen und niemand weiß das, aber beschäftigt man sich mal damit, ist es total logisch und nachvollziehbar. Aber so ist es ja mit vielen Themen. Aber ich freue mich sehr, dass ich nun das Thema „Restaurierung“ intensiver vorstellen konnte. Denn oftmals kennt man aus einem Museum nur die Berufe: Aufsicht, Kasse, Direktor. Dabei gibt es so viele Menschen, die sich um große Museen und ihre Sammlungen kümmern.

In diesem besonderen Fall handelt es sich um ein Wandgemälde auf Schloss Dierendal, das wiederentdeckt wurde. Und solche „Wiederentdeckungen“ sind gar nicht so selten, aber super spannend und wenn die Kunstwerke, die unter zig Farbschichten erstmal freigelegt wurden und man dann sieht, was die Restaurator*innen daraus gezaubert haben, ist es einfach nur beeindruckend, so wie in diesem Buch. Denn der kleine Prinz hat am Ende eine Menge gelernt und nun ein großes Kunstwerk in seinem Schloss.

Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Mitmachenempfehlungen, die total süß sind und natürlich einen großen Frage-Antwort-Bereich. Und die beste und schönste Frage:

Heißt es Restauration oder Restaurierung?

Es heißt immer Restaurierung. 🙂



Fazit

Das Buch kam hier richtig gut bei allen an. Als ich erwähnte, dass wir ja vielleicht mal wirklich in eine Werkstatt gehen könnten, wurden die Augen groß und ich hörte von allen Seiten ein lautes „JA“. Das größere Kind nahm sich sofort das Buch und meinte zu mir, das es ja ganz unterschiedliche „Retuschen“ gibt. Natürlich haben wir noch mal das Wort Retusche besprochen, aber nun ist es um ein Wort klüger und kennt drei verschiedene Arten. 😀 Wer seinen Kindern also mal etwas ganz anderes und neues nahebringen möchte, denen empfehle ich definitiv dieses Buch!

Man kann es ab 5 Jahren vorlesen, dann steht die Geschichte mehr im Fokus, ab 8 Jahren beginnen sich Kinder auch wirklich für diesen Beruf zu interessieren und Fragen zu stellen.


#Titel | Prinz Ottilie und die versteckte Wandmalerei. Restaurierung im Schloss Dierendal

#Herausgeberin | Ada Ergens

#Verlag | Ada Ergens

#Seiten | 48

#Sprache | Deutsch

#Erschienen | 15.06.2024

#ISBN |  978-3982180168

Herzlichen Dank an Ada Ergens für das Rezensionsexemplar.

2 Kommentare zu “#artbookfriday | Prinz Ottilie und die versteckte Wandmalerei

  1. Toller Artikel zu dem Buch. Ich finde das Malbuch in Kombination zu dem Buch sehr gelungen. Mit dem Malbuch können die Kinder/Leser einige Techniken der Restaurierung unmittelbar ausprobieren. Diesen Ansatz finde ich großartig. Diese Kombination habe ich bislang, für Kinder, noch nicht gesehen. In der Weihnachtszeit genau das Richtige. Danke

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