Eigentlich wollte ich eine Tasse Kaffee trinken und dabei über die Ausstellung schreiben. Nun sitze ich bei der Garderobe auf einer Bank und versuche so schnell wie möglich, meine Eindrücke des Museumsbesuches niederzuschreiben. Denn schließlich habe ich gefühlt erst eben die Ausstellung von Schmidt-Rottluff im Bucerius Kunst Forum gesehen, die inhaltlich perfekt an diese Ausstellung anschließt.
Emil Nolde war wie Schmidt-Rottluff Mitglied der Künstlervereinigung Brücke. Die Brücke wurde 1905 gegründet und Geschäftsführer waren Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Man kann sich vorstellen, wie sie Mitglieder warben. So passte Nolde perfekt zu ihrer Gruppe – Farben, Pinselstrich… Schmidt-Rottluff bittet Nolde Anfang Februar 1906 der Gruppe beizutreten und Mitte des Monats sagte dieser bereits zu. Seine Frau Ada überzeugte ihren Gatten Nolde noch ein wenig. ?
Der Austausch dieser Gruppe war offenbar gewinnbringend für alle. Sie inspirierten sich gegenseitig. Schmidt-Rottluff machte Nolde mit dem Holzschnitt vertraut und Nolde teilte sein Wissen mit der Gruppe über Radierungen. Weitere Inspirationen holten sie sich aber auch von “außen”, indem sie Ausstellungen besuchten. Einen sehr großen Einfluss auf die Brücke hatte offenbar Vincent van Gogh. Gewisse Parallelen und Ähnlichkeiten sind eindeutig wiederzuerkennen. Im November/Dezember 1906 gab es in Dresden eine van Gogh Ausstellung.
Um das einmal kurz in eine zeitliche Chronologie zu bringen: van Gogh lebte von 1853 bis 1890. Er gilt als der Vater der modernen Malerei. Nolde wurde 1867 geboren und verstarb 1956. Schmidt-Rottluff erblickte 1884 das Licht der Welt und ging erst 1976 von uns – gefühlt vorgestern. Van Gogh, der wahrlich nicht alt wurde, beeinflusste so viele Künstler mit seinem Werk und seiner Kreativität, außerdem erkennt man in ganz vielen Gemälden von anderen Künstlern immer wieder Elemente von van Gogh. Sowohl bei Bleyl, als auch bei Heckel, Nolde, Schmidt-Rottluff oder auch August Macke kann man den Einfluss von van Gogh wiederfinden. Ich mag sie ja alle. ❤ Aber den ein oder anderen Liebling hat man dann ja doch dazwischen, den man ein klitzekleines bißchen mehr mag.
Die Ausstellung in Kiel gibt einen guten Überblick über die Künstlergruppe Brücke mit dem Schwerpunkt auf Emil Nolde (der eigentlich Emil Hansen heißt). In der Ausstellung werden rund 140 Objekte (Gemälde, graphische Sachen, Archivmaterialien und Faksimiles) gezeigt. Ich hätte erst die Ausstellung in Kiel und dann die Schmidt-Rottluff anschauen sollen, dann wäre es ein wenig schlüssiger gewesen, aber das macht nichts. Wer sich Nolde noch ansehen möchte, muss sich sputen, die Ausstellung ist nur noch bis Ostermontag zu sehen.
#Museum | Kunsthalle zu Kiel
#Ausstellung | Nolde und die Brücke
#bis | 2. April 2018
PS: In der Kunsthalle zu Kiel gibt es leider kein Café, sondern nur einen Automaten, da ich kein passendes Kleingeld bei hatte, gab es für mich leider keinen Kaffee.
Außerdem möchte ich an dieser Stelle noch auf ein wunderbares Begleitheft hinweisen, dass für jüngere Besucher zur Ausstellung erstellt wurde. Für jeden Raum beinhaltet es bestimmte Aufgaben. Auf diese Weise lernt man die Brücke und Emil Nolde besser kennen. Guckt Euch mal die Bildergalerie an, von dem Heft habe zwei Fotos dazu gepackt.
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Danke für die Vorstellung der Ausstellung, leider bin ich im gezeigten Zeitraum nicht in Kiel. Aber dafür haben wir ja in Berlin das Brückemuseum mit seiner ständigen Ausstellung auch von Schmidt-Rottloffs Arbeiten, der mir mit Nolde den Expressinismus näher gebracht hat.