Cindy Sherman in der Sammlung Falckenberg

Zwei Namen, die nicht jedem sofort etwas sagen. Als ich vorschlug, uns die Ausstellung von Cindy Sherman „Anti-Fashion“ anzuschauen, wurde ich schon fragend angeguckt. Würde ich nicht im Museum arbeiten und mich nicht für Frauen in der Kunst rudimentär interessieren, hätte ich ehrlich gesagt auch keine Ahnung, wer das ist. Aber Cindy Sherman gehört zu den bedeutendsten Fotografinnen und Künstlerinnen unserer Zeit. Sie spielt mit Schönheitsidealen und Stereotypen, stellt alles in Frage und es wirkt gelegentlich völlig absurd.

So viel in der Kürze zu Sherman, die Sammlung Falckenberg ist ebenfalls für viele ein unbekannter Begriff, selbst in Hamburg, wo die Sammlung beheimatet ist. Harald Falckenberg, der erst vor wenigen Wochen verstorben ist, ist ein bekannter Kunstsammler. Sein Sammlungsschwerpunkt lag auf der zeitgenössischen Kunst und die ist schon ziemlich verrückt. Ebenso außergewöhnlich ist der Ort, an dem diese Sammlung oder Ausstellungen gezeigt werden: im ehemaligen Gebäude der Phoenix AG (heute zwischen Continental und dem Phoenix-Center), direkt an einem sozialen Brennpunkt am Harburger Phoenix Viertel. Umso grandioser finde ich ehrlich gesagt diesen Ort. Wirklich niemand erwartet dort eine so außergewöhnliche Sammlung in so ungewöhnlich faszinierenden und wunderschönen Räumen! Zur Langen Nacht der Museen gehe ich gern dort zuletzt hin, weil sich nicht viele Menschen – leider – dorthin verirren. Ich mag den Raum und die Sammlung, auch wenn ich wirklich keine Ahnung von dieser Kunstrichtung habe.


„Das Schöne, Gute und Wahre in der Kunst interessiert mich nicht besonders. Den Künstlern geht es um die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Und die kann hässlich ausfallen.“ Harald Falckenberg (5. Oktober 1943 – 6. November 2023)

Umso mehr hat mich also das Zusammentreffen dieses wunderschönen Ortes mit der Ausstellung gefreut. Ich hatte die Ankündigung für Cindy Sherman in Harburg bereits letztes Jahr wahrgenommen, als sie noch in der Staatsgalerie in Stuttgart gezeigt wurde. Zum Glück musste ich mich nicht dorthin auf den Weg machen, sondern einfach nur warten, bis sie endlich in Hamburg gezeigt wird. Und das – Achtung! – KOSTENLOS! Jeden Samstag und Sonntag hat die Sammlung Falckenberg von 12 – 17 Uhr ihre Türen geöffnet und man kann sich kostenlos die Ausstellung ansehen.

Wie fand ich die Ausstellung?

Das Sherman mit ihren Fotografien Werbung für große Unternehmen gemacht hat und immer noch macht, ist für mich außergewöhnlich. Denn ihre Fotografien wirken auf mich zum Teil echt verstörend! Oftmals musste ich drei Mal hinsehen, weil einige Personen so surreal auf den Fotos aussahen. Man beschreibt sie auch gern als „unkonventionell“, aber ihre Fotos sind mehr provokant. Sie stellen meines Erachtens das ganze System Mode, Schönheit, Schönheitsideale völlig auf den Kopf. Oftmals fragt man sich, ist es ein Mann, eine Frau, sie spielt mit den Geschlechtern und bricht Klischees auf. Ich als Betrachterin war oftmals irritiert und einige Bilder ließen mich ratlos zurück. Zugleich sind ihre Kunstwerke total logisch und sinnvoll – denn es gibt nicht nur Mann und Frau, Schön und Häßlich, dick und dünn. Die Welt ist so bunt und so vielseitig wird sie auch dargestellt, aber Sherman schafft es, diese Vielfalt oftmals in ein einziges Bild zu packen, sodass man auf den ersten Blick völlig irritiert ist.

Spannend fand ich die Ergänzungen der Sammlung Falckenberg! Dabei bin ich über die Portraitreihe von Britney Spears gestolpert. Auch diese Fotos passten perfekt zur Ausstellung.

Mein Tipp: Auf nach Harburg, die Ausstellung „Anti-Fashion“ ist noch bis zum 3. März 2024 kostenlos zu sehen!



Cindy Sherman. Anti-Fashion
Sammlung Falckenberg
bis 3. März 2024
Jeden Samstag und Sonntag, 12 – 17 Uhr
Eintritt frei


Deichtorhallen Hamburg – Sammlung Falckenberg
Phoenix Fabrikhallen
Wilstorfer Straße 71, Tor 2
21073 Hamburg – Harburg

2 Kommentare zu “Cindy Sherman in der Sammlung Falckenberg

  1. Moin Wera!
    Danke für deinen Bericht von der Cindy Sherman Ausstellung.
    Wie du beschreibst, bist du der typischen Cindy Sherman begegnet!
    Wie auf allen Fotografien von ihr, zeigt sie nicht das typisch makellose und begehrenswerte, sondern genau das Gegenteil.
    Eben typisch Sherman!
    Gruß
    Kirsten

    • Moin Kirsten,
      das beruhigt mich ja. Ich hatte ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Aber rückblickend betrachtet: gute und interessante Ausstellung!
      Liebe Grüße und schöne Weihnachten Dir!
      Wera 🙂

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