Fettes Brot – ein fulminanter Abschied

Es war die Party des Jahrhunderts! Es war das letzte Konzert – in Kiel – der regulären Abschiedstour „FETTES BROT…IS HISTORY“ – op Platt inne Disco, op Hochdeutsch in der Arena.
Und so stellt sich die Frage: Moin moin – was geht? Wie soll es einem schon gehen, wenn eine richtig gute Band ihr Ende bekannt gegeben hat. Wehmut und Spaß und wir klatschten bis…. die Bühnen in der Arena bebten, damit Doktor Renz, König Boris und der Schiffmeister genug Applaus einsammeln konnten: in ihr Weckglas, damit sie den Erfolg und diese Stimmung vom Abend einfangen konnten. Was für eine geile Idee! Und uns wurde natürlich auch das Glas aus Münster gezeigt, wo sie am Vorabend waren. Natürlich gab Kiel alles und klatsche, johlte und gröhlte. Eine Erinnerung, die sie sich auf ihren Kaminsims stellen können. Und wenn es ihnen mal ganz schlecht geht und die Wehmut zu groß ist, schnappen sie sich ein Glas und hören rein, wie es damals war.
Es wurde getanzt, mitgegröhlt, gepogt (na, wer kennt noch pogen?), die vermutliche langsamste La Ola Welle des Jahrhunderts gemacht – ein völlig surrealies Bild und Jubeln in Zeitlupe. So bekloppt die Ideen von FB auch waren, umso lieber haben wir mitgemacht. Die obersten Ränge haben gerockt, die mittleren Ränge haben getobt und wirklich niemand saß (trotz vorhandener Sitzplätze) – von Anfang an wurde Party gemacht.
Es war die Party, wie man sie nur einmal feiert, weil es ein schmerzhafter Abschied war. Sie tuckerten bereits letztes Jahr über die Elbe in Hamburg, schnappten sich ein Boot und begeisterten das Publikum an Land. Warum zur Hölle hat das noch niemand zuvor gemacht? Das ist so eine mega geniale Idee! Und dann gaben sie ihren Abschied und das Ende bekannt: Fettes Brot. Is History.
Was bleibt einem noch zu sagen? Wenn am Ende die herzlichste Umarmung kommt und man sich dann trennen muss? Alles klar bei Dir? Nein, nichts ist klar – Fettes Brot waren immer am Puls am Zeit. Sie ziehen die Reißleine, vermutlich am Höhepunkt – geht es besser? Der deutsche Hip Hop ist nicht Pleite gegangen, sie gehörten zu den ganz Großen, prägten die Musiklandschaft in Deutschland, stellten immer den Norden in den Fokus. Selbst bei allgemeinen Lyrics wie vom schicksten Villenviertel bis in die Sozialbausiedlung wusste man sofort, welche Stadtteile in Hamburg gemeint sind. Es sind diese Texte, die man zu jeder Zeit sofort mitschreien kann.

Und es gibt Songs: Roxanne? Na, man hat die Melodie doch sofort im Kopf… wenn The Police diesen Namen regelrecht schreit. Jolene – während Dolly Parton diesen Namen fast säuselt. So gibt es unzählige Songs mit Vornamen, die sofort etwas in mir auslösen und so ist es natürlich auch mit Bettina. Sofort spult mein Hirn den Refrain ab und man wird ihn so schnell nicht wieder los. Stundenlang verfolgt mich Bettina in meinem Kopf. Und Fettes Brot hat es mit gleich zwei Namen geschafft, sich in die Geschichte der Songs zu schreiben, deren Vornamen für eine ganz spezielle Geschichte stehen: Emanuela.


So bleibt mir nur zu sagen: Fuck, meine Band löst sich auf. Die Brote mögen vielleicht nicht weinen, aber die unzähligen Krümel, die sie in ganz Deutschland hinterlassen haben vielleicht schon.
So bleibt den Krümeln nicht anderes zu sagen als: DANKE!

PS: Hamburg

PS: Natürlich sagt Fettes Brot in Hamburg ganz besonders Tschüss. Am 1. und 2. September 2023 werden sie die Trabrennbahn in Hamburg abrocken. Und nach dem letzten regulären Konzert bin ich mir sicher, es wird der Oberhammer. An all diejenigen, die Tickets haben: Es wird grandios! Freut Euch. Lasst die Tränen daheim und startet die Party des Jahrhunderts.

Wusstet Ihr?

Das Bühnenbild von Fettes Brot wurde von Jakobus Durstewitz gestaltet, ich gebe zu, als ich das im Online-Store gesehen habe, habe ich nicht einen Augenblick mit der Wimper gezuckt und mir diesen Druck gegönnt. Es ist eine der schönsten Erinnerungen an eine unglaubliche Band, an Hamburg und einen tollen Künstler.

Jakobus Durstewitz „Fettes Boot“

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