Hamburg und der Hafen gehören wohl zusammen wie Pech und Schwefel. Oder an was denkt ihr zuerst wenn ihr Hamburg hört? Diese Woche wurden drei neue Containerbrücken für den Container Terminal Burchardkai angeliefert. Eine ziemlich spektakuläre Angelegenheit, wenn man sieht, wie diese sogenannten Brücken transportiert wurden. Ich bin von Einzelteilen ausgegangen, aber nein, stattdessen wurden sie irgendwo im asiatischen Raum angefertigt, auf die „Zhen Hua 20“ gepackt und nach Hamburg verschifft. Man fragt sich wirklich, warum das Schiff nicht einfach untergeht.
Natürlich machte ich mich auf die Socken, um davon ein Bild einzufangen. Einen Tag lang lag die Zhen Hua 20 vor Airbus, also schwang ich mich auf die nächste Fähre, um dort irgendwie in die Nähe zu kommen. Ziemlich beeindruckend, vor allem auch dann, wenn man kleine Segelboote oder die Hamburg Süd im Vergleich dazu sieht.
Die Containerbrücken sind für die HHLA, die dann große Containerschiffe abfertigen kann. Und schon sind wir mitten drin in der Hafenkultur. Natürlich gehören die großen Terminals, Kreuzfahrtschiffe und die Werften dazu. Es ist immer wieder spektakulär zu sehen, wie die Queen Mary 2 in den Hafen einläuft, das größte Containerschiff versucht in den Hafen einzulaufen oder wenn wieder ein schwimmendes Objekt ins Dock kommt.
Aber um all das und die Geschichte des Hamburger Hafens zu verstehen, gibt es ein paar wunderbare Orte, die man sich am Hamburger Hafen ansehen sollte.
Museumshafen Oevelgönne e.V.
Der Museumshafen Oevelgönne gehört wohl zu den kultigsten Orten in Hamburg, die man am Hafen gesehen haben muss. Dort liegen immer herrliche Schiffe wie kleine Segelschiffe, Barkassen, Dampfschlepper, oder oder oder. Die historischen Wasserfahrzeuge sind immer einen Anblick wert. Wer will kann auch mitfahren, am Sonntag findet der Sommertörn statt (natürlich nur mit Anmeldung).
Holzhafen Hamburg
Jeder, der schon mal an der Elbe entlang spaziert ist, kennt wohl den Holzhafen mit seinen Kneipen und mittlerweile auch schönen Geschäften. Zwischen den Neubauten stehen auch noch zwei alte Krane. Um genau zu sein handelt es sich dabei um alte Roll-Wipp-Dreh-Krane von 1939, die bei Kampnagel gebaut worden sind. (Ja, für alle nicht Hamburger, Kampnagel ist heute ein Veranstaltungsort für darstellende Kunst, aber damals war es eine Maschinenfabrik, wo unter anderem solche Krane hergestellt wurden.) Wenn Ihr Euch jetzt wundert, warum ich Euch diesen „Schrotthaufen“ vorstelle, dann blutet das Herz der Hamburger, denn es sind die letzten beiden Wippkrane ihrer Art in Hamburg. Gegen eine Restaurierung hat keiner was, es fehlt nur (wie immer) das nötige Kleingeld in Hamburg. Wer spenden möchte, kann dies gern tun.
Kleiner Einschub: Krane
Falls Ihr Euch jetzt fragt, ob das Wort „Krane“ wirklich richtig ist, JA! Ist es! Ich wurde diesbezüglich auch belehrt, der Plural von Kran (in der Fachsprache) lautet Krane. Der Duden wird euch dies gern bestätigen. Die Herkunft des Wortes geht auf den Kranich zurück, der einen langen Hals hat. Im Bereich der Hanse sind Krane ein Hebezeuge – aufgrund der Ähnlichkeit zum Kranich. Logisch, oder?
Fischauktionshalle
Dieses schöne Bauwerk wurde 1895 im Stil der römischen Markthalle (einer 3-schiffigigen Basilika) errichtet. Dort fand der klassische Handel und Versand von Fischen statt. Seit 1984 ist die Fischauktionshalle ein Veranstaltungsort. Jede gute Kiezparty endet dort und anschließend geht es nebenan auf den Fischmarkt.
U-434
Wer noch nie auf einem U-Boot war, kann dies direkt am Fischmarkt nachholen. Das U-Boot hat täglich geöffnet. Es ist ein „Überbleibsel aus der Sowjetunion“ wie es so schön im Netz heißt. Ich gebe zu, ich war noch nicht auf dem U-Boot. Steht aber auch auf meiner To-Do-Liste.
Alter Elbtunnel
Ein klassisches Fotomotiv bei Instagram und gleichzeitig ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Allein der Bau des alten Elbtunnels ist höchst spannend, 4400 Arbeiter wurden für den Bau eingesetzt und sie standen unter permanenter medizinischer Kontrolle. Denn die Gefahr an einer Taucherkrankheit zu sterben war groß. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, verbergen sich allein hinter diesem Bau zig Informationen und Geschichten. (Da ich die Hamburg History Live Korrektur gelesen habe, konnte ich recht viel über den Bau des alten Elbtunnels erfahren.)
Cap San Diego
Mein letzter Besucher auf der Cap San Diego ist bestimmt schon wieder drei Jahre her, aber man muss es gesehen haben. Das Schiff gehört zur Cap-San Klasse und war ein Stückgut Frachter. Sie hatte fünf Schwesterschiffe und wurde für die Reederei Hamburg Süd gebaut.
Rickmer Rickmers
Ein paar Meter weiter liegt die Rickmer Rickmers. Aktuell befindet sich die Rickmer Rickmers im Dock bei Blohm + Voss. Der Frachtensegler wird ein wenig „aufgemöbelt“. Geplant ist, dass sie am 2. September wieder ihren Liegeplatz an den Landungsbrücken beheimatet. (Die Sanierung wird mit 1,9 Millionen vom Bund finanziert.) Ich persönlich mag die Rickmer Rickmers sehr gern (vor allem wenn man dort schon mal an einer Veranstaltung teilgenommen hat). Ein schönes Ambiente!
Speicherstadt
Als Teil der Hafenkultur kann man die Speicherstadt nicht außer Acht lassen, zumal sie letztem Jahr zum UNESCO-Welterbe gehört. So viel kann und ich will gar nicht dazu sagen, denn es gibt zig Bücher zu diesem Architekturkomplex. Sehenswert ist die Speicherstadt auf jeden Fall!
Internationales Maritimes Museum Hamburg
Wer sich mit der Seefahrt näher beschäftigen möchte, kommt um einen Besuch dieses Museums kaum herum. Ich weiß wovon ich spreche, schließlich habe ich dort gearbeitet. Allein das Gebäude ist sehr beeindruckend und die Sammlung riesig. Aber wusstet Ihr das dieser alte Kaispeicher quasi eine Bauvorlage für die Speicherstadt war? Ja, das Gebäude ist zehn Jahre vor dem Bau der Speicherstadt errichtet worden.
Hafenmuseum Hamburg
Ich gebe zu, ich bin total voreingenommen und überhaupt nicht objektiv, wenn es um dieses Museum geht. 😀 Man stelle sich einen verdammt großen Schuppen vor und der ist vollgepackt mit Hafengeschichte. Das schönste an dem Museum sind die Ehrenamtlichen, die einen immer mit Informationen versorgen. Bei meinem letzten Besuch im Hafenmuseum Hamburg habe ich mich im Maschinenraum verschanzt und habe mir erklären lassen, wie das mit den Dampfmaschinen funktioniert etc. Bei Sonne ist es auch einfach nur schön dort zu sitzen und auf das Wasser zu starren. Dort habe ich auch gelernt, dass nicht alles, was sich auf dem Wasser befindet, Schiffe sind. Nein, es gibt auch schwimmende Objekte (wie die Saatsee oder der Sauger). Krane oder Sauger sind also keine Schiffe, sondern Objekte. Das Museum führt diese auch regelmäßig vor. An Land gibt es Objekte die sich immer liebevoll mit Abkürzungen umschreiben lassen wie zum Beispiel den VC. Ich verstand am Anfang nur Bahnhof. WTF ist ein VC? Natürlich, ein Van Carrier, diese Dinger sind auch heute noch im Einsatz und gehören zum Hafenschnack. Wer schon mal mit einem Angestellten aus dem Hafenbetrieb gesprochen hat, wird ziemlich schnell merken, dass es Fachbegriffe gibt, die offensichtlich jeder Hamburger kennt. Ähnlich fremde Worte für mich waren Schutenschubser, Ewer, Tallymann, Küper/Quartiersmann (ich musste sofort an James Bond denken, an den Quartiermeister Q) oder Schauermann. Wie Ihr schon merkt, könnte ich jetzt noch sehr viel mehr schreiben. Für mich gehört das Hafenmuseum zu den wenigen Orten, den die Hamburger nicht kennen und so sehr „hypen“, denn er liegt auf der anderen Elbseite und für viele ist der Sprung über die Elbe noch immer eine verdammt große Hürde. Schade, aber irgendwie auch charmant, so hat man dort am Hafen mit dem perfekten Blick auf die Elbphilharmonie seine Ruhe. 😀
Peking
In Zusammenhang mit dem Hafenmuseum bzw. mit dem Deutschen Hafenmuseum, das irgendwann in Hamburg entstehen soll, gibt es noch die Peking. Ein seeuntaugliches Schiff, das bislang noch in Manhattan liegt (ja genau, DAS Manhattan), demnächst aber nach Hamburg überführt werden soll. Die bisherige Planung sieht vor, dass es im Frühjahr 2017 in der Hansestadt ankommt und direkt in die Werft geht, wo es wieder flott gemacht wird. Eine Herzensangelegenheit für die Hamburg, wie ich schnell gemerkt habe. Ich wusste nicht, dass einem Schiffe so nah gehen können. (Für mich ist es halt ein altes Schiff, aber das darf man hier nicht so laut sagen.^^) Da die Peking seeuntauglich ist, wird der Transport über den großen Teich wohl ziemlich spektakulär. Da ich immer für skurrile Zahlen und Fakten empfänglich bin: Die Peking hatte zwei Schweineställe für die Frischfleischversorgung an Bord. Da fragt man sich, wird daraus zukünftig eventuell ein schwimmender Zoo? 😉 Kleiner Scherz. Oder nennen wir sie dann doch in Arche Noah um. Hihi.
Feste am Hafen
Neben all diesen wunderbaren Orten rund um den Hamburger Hafen, seine Geschichte und das Leben gibt es natürlich auch noch viele Feste. Das wohl bekannteste Fest ist der Hafengeburtstag, den die Hamburger gern meiden. Dann gibt es noch das Elbfest, Duckstein Festival, Harburger Binnenhafenfest, Elbjazz Festival, Yachthafenfest in Wedel, Skandalos Stranden, Blue Port, MS Dockville, Hamburg Cruise Days und vermutlich noch zig andere Veranstaltungen, die am Hafen stattfinden.
Wie Ihr seht, wird Hafenkultur in Hamburg ziemlich groß geschrieben – und wenn Ihr gerade nicht in Hamburg wohnt, dann solltet Ihr zumindest den ein oder anderen Ort mal gesehen haben. 😉
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