„Irgendwas mit Kultur“ – Interview mit Ingo Petri, Archäologisches Museum Hamburg (oder Helmsmuseum)

Lieber Ingo, über das AMH habe ich ja schon ausführlich gebloggt (meine erste Museumsapp habe ich bei Euch getestet). Außerdem darfst Du in dem Museum in meiner direkten Nachbarschaft arbeiten, jeden Tag komme ich an Eurer Haustür vorbei. Somit verfolgte ich die letzten Ausstellungen wie die Lego-Ausstellung oder Napoleons Silberschatz von Euch mit großem Interesse. Umso schöner ist es, dass Du hier auf diesem Blog einen kleinen Einblick in Deinen Arbeitsalltag gewährst. Dann legen wir mal los.

WW: Nenne drei Hashtags (Begriffe), die Dich und Deine Arbeit kennzeichnen.

IP: Recherche, Forschung, Organisation

WW: Was hast Du studiert und wo?

IP: Ich habe Ur- und Frühgeschichte mit den Nebenfächern Geologie und Anthropologie an der CAU Kiel und der UAM Poznań (Polen) studiert.

Dokumentation eines Schwertes während der Ausstellungsvorbereitung Bild: dimicator, © AMH
Dokumentation eines Schwertes während der Ausstellungsvorbereitung
Bild: dimicator, © AMH

WW: Wolltest Du schon zu Beginn Deines Studiums im Museum arbeiten? Wie kam es dazu?

IP: Nein. Zwar war bereits meine erste richtige Anstellung nach Abschluss meines Studiums eine Museumsstelle, ich habe im Wikinger Museum Haithabu gearbeitet. Eigentlich wollte ich aber in die Forschung gehen. Leider sind dort die Stellen nicht so reich gesät, so dass ich bisher nur einige Verträge über wenige Monate bekommen habe. Und an ein eigenes Forschungsprojekt brauche ich vor Abschluss meiner Dissertation nicht zu denken.
Auf mein Volontariat habe ich mich dann beworben, da mich das Thema interessiert hat. Es sollte eine Ausstellung zur Suche und Entdeckung der Hammaburg, der Keimzelle Hamburgs gemacht werden. Burgen sind eins meiner Hauptinteressengebiete, von daher passte das.

Die historische Hammaburg in einem Luftbild des modernen Hamburgs Bild: tjm | ingenieurbüro, © AMH
Die historische Hammaburg in einem Luftbild des modernen Hamburgs
Bild: tjm | ingenieurbüro, © AMH

WW: Seit wann bist Du Volontär/-in und vor allem wo?

IP: Ich bin seit September 2013 Volontär am Archäologischen Museum Hamburg.

WW: Was ist in Deiner Kultureinrichtung zu sehen? (Gibt es Ausstellungsschwerpunkte?)

IP: Mein Museum vereinigt das Archäologische Museum Hamburg, das Stadtmuseum Harburg und die Archäologische Denkmalpflege für Hamburg und den Landkreis Harburg. Unsere Archäologische Dauerausstellung zeigt die Geschichte Hamburgs und des Landkreises Harburg vom Beginn der Besiedlung durch den Menschen bis in die heutige Zeit. Da wir ein familienfreundliches Museum sind, sind die Ausstellung sowie das musemspädagogische Programm stark auf Familien und Kinder ausgerichtet. Unsere Stadtgeschichtliche Dauerausstellung im Keller des Harburger Schlosses wird gerade neu konzipiert. Zusätzlich zeigen wir pro Jahr ca. 2 Sonderausstellungen, meistens eine archäologische und eine stadtgeschichtliche. Außerdem besteht noch die Möglichkeit, Führungen über die Großgrabungen der Archäologischen Denkmalpflege zu besuchen.

WW: Das scheint bei Euch ein ziemlich breites Spektrum zu sein. In welchem Bereich machst Du dann Dein Volontariat?

IP: Der Schwerpunkt meines Volontariates liegt auf der großen Sonderausstellung „Mythos Hammaburg“, die wir vom 31.10.2014 bis zum 26.04.2015 zeigen. Darin werden unsere Neuerkenntnisse zur mittelalterlichen Geschichte der Hamburger Altstadt vermittelt. Als Leiter des Ausstellungsbüros bin ich hier für die Konzeption, Planung, Organisation und Durchführung der Ausstellung zuständig. Hierfür habe ich z. B. in Zusammenarbeit mit dem Architekten Tim-John Müller und den Kollegen aus der Archäologischen Denkmalpflege „irre Hammaburg-Bilder“, 3-D-Animationen verschiedener Entwicklungsphasen der Hamburger Altstadt, erstellt.
Da wir aber ein recht kleines Haus sind, in dem jede Hand benötigt wird, übernehme ich auch andere Aufgaben wie die Betreuung von Anfragen an das Museum, die Übernahme von Privatsammlungen und verschieden redaktionelle Tätigkeiten. Außerdem habe ich an unserer stadtgeschichtlichen Ausstellung „Napoleons Silberschatz“ mitgewirkt.

WW: Welche Arbeiten sind in Deinem Volontariat vorgesehen?

IP: Die Kuratierung von Sonderausstellungen, die damit zusammenhängende Forschungs- und Recherchearbeit, Mitarbeit in der Museumspädagogik und der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, vor allem unser Blog.

Plakat zur Ausstellung „Mythos Hammaburg“ © AMH
Plakat zur Ausstellung „Mythos Hammaburg“
© AMH

WW: Woran arbeitest Du aktuell?

IP: Unsere große Sonderausstellung wurde ja gerade eröffnet, jetzt müssen noch ein paar kleine Nachbesserungen vorgenommen werden. Mit der Eröffnung startet auch das museumspädagogische Programm. Für mich bedeutet das vor allem, dass ich unserem museumspädagogischen Personal eine Einführung geben und auch selbst Führungen anbieten werde. Ich werde auch zusammen mit meinem Fechttrainer Roland Warzecha eine Vortrag in unserem Vortragsprogramm sowie eine Vorführung bei der langen Nacht der Museen zu einem weiteren meiner Hauptinteressengebiete, der mittelalterlichen Bewaffnung, machen. Außerdem werde ich mich jetzt verstärkt dem Abschluss meiner Dissertation widmen sowie einigen Forschungsfragen nachgehen, die sich während der Ausstellungsvorbereitung ergeben haben.

WW: Auf eine Führung von Dir werde ich zurückkommen! Und ich vermute, die Volontäre aus Hamburg würden sich gern anschließen. 😉 Nun eine letzte Frage: Wie stellst Du Dir Deine Zukunft nach dem Volontariat vor? Möchtest Du in der Museumsbranche bleiben?

IP: Da bin ich im Moment ein wenig zwiegespalten – auf der einen Seite war die Arbeit an der Ausstellung wirklich interessant, auf der anderen Seite mag ich nicht nur die Forschungsergebnisse anderer vermitteln sondern würde gerne selbst forschen. Aber vielleicht habe ich ja Glück und finde eine Museumsstelle, die beides verbindet, wie es ja auch glücklicherweise bei meinem Volontariat der Fall ist.

Lieber Ingo, ich bedanke mich sehr herzlich bei Dir. Ich bin mir sicher, wir werden uns bald wiedersehen, denn Mythos Hammaburg werde ich mir in Ruhe ansehen.

Vorbereitung des Eingangsbereiches © AMH
Vorbereitung des Eingangsbereiches
© AMH

Ingo Petri (33) studierte Ur- und Frühgeschichte an den Universitäten Kiel und Poznań (Polen). Seit September 2013 ist er für zwei Jahre als Volontär am Archäologischen Museum Hamburg tätig.

7 Kommentare zu “„Irgendwas mit Kultur“ – Interview mit Ingo Petri, Archäologisches Museum Hamburg (oder Helmsmuseum)

  1. Pingback: Nachtrag AMH 2.0 | Blog AMH

  2. Pingback: Ein waschechter Hamburger | kultur und kunst

  3. Pingback: Irgendwas mit Kultur – GESUCH: VOLONTÄR/-in für Interview #Restaurierung #Konservierung #Präparation | kultur und kunst

  4. Pingback: Irgendwas mit Kultur – Interview mit Arnika Fürgut, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen | kultur und kunst

  5. Ich muss wieder sagen, oder besser in diesem Fall schreiben, diese Kurz-Interviews sind eine richtig feine Sache. Sehr interessant.
    Es lohnt sich immer wieder deinem Blog zu folgen.

    Nun werde ich gleich noch im www nach der Langen Nacht der Museen in HH suchen, um diese auch für meinen Blog schon mal vorzumerken.

    Viele Grüsse

    • Hihi, danke, das ist ganz lieb von Dir und erröte.
      Deinen Blog habe ich auch in meine Blogroll aufgenommen!
      Definitiv lesenswert und man bekommt dort sooooo viele Ausstellungshinweise.

  6. Pingback: Interview-Reihe: Irgendwas mit Kultur | kultur und kunst

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von Kultur und Kunst

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen