Stillleben

Eine Ausstellung, eine Gallerie, ein Kunstwerk, ein Raub, ein Spiel – wenn das nicht förmlich nach mir schreit, dann weiß ich es auch nicht! „Stillleben“ ist die perfekte Symbiose aus all diesen Schlagworten, die ich so gern mag. „Stillleben. Das immersive Thriller-Erlebnis“, selbst der Titel passt wie die Faust aufs Auge in die aktuelle Museumswelt. Und ihr seht mich dabei sehr Schmunzeln. ? Denn mit dem Wort „immersiv“ hab ich es nicht so bzw. ist es meines Erachtens doch auch etwas sehr individuelles, was als immersiv empfunden wird.

Aber Master of Crime? Tja, wer hätte nicht mal gern einen echten Van Gogh an der eigenen Wohnzimmerwand hängen? Ich bin eher so der Postkartentyp. Denn ein Original zu besitzen, mag zwar schön sein, macht aber auch leider viel Arbeit – und das wissen die meisten gar nicht. Ein Gemälde ist sensibel, es kann Zug bekommen, der Raum darf nicht zu feucht und nicht zu trocken sein, es muss regelmäßig entstaubt werden – und dann sollte am Besten auch regelmäßig ein Restaurator einen Blick auf das Objekt und den Zustand werfen, das kann definitiv nicht schaden. Kurz: Ist mir alles viel zu teuer und zu kompliziert. Da bleibe ich lieber bei Spielen wie bei „Stillleben“. Ihr plant dabei nämlich den Coup Eures Lebens – und führt diesen natürlich auch durch. Und in welcher Stadt geht dies am Besten? Natürlich in Amsterdam!

Was für ein Team stellt Ihr zusammen? Welches Gemälde wird geraubt? Gibt es Lagepläne des Gebäudes? Wer arbeitet dort? Diese und viele weitere Aspekte müssen beachtet werden, um den perfekten Kunstdiebstahl durchzuführen. Aber wird es einem gelingen? Habt Ihr die Ausdauer, die Musse und das nötige Wissen, um den perfekten Plan zu schmieden?

Das Spiel wird mit 2,5 – 3,5 Stunden angesetzt! ? Ich hab drei Abende benötigt, wir haben jeweils 1,5 Stunden benötigt und waren zwei Personen. Es dauert also, vor allem, wenn man alles ausdiskutiert und bis ins letzte Detail alles durchdringen und verstehen will. Allein die Diskussion wer ins Team kommt, hat bei uns ewig gedauert.

Es gibt ja durchaus auch andere Rätselspiele, die ich hier bereits vorgestellt habe, aber dies ist anders! Allein aufgrund seiner Länge und seiner Komplexität und seiner stringenten Story, die wirklich gut ist. Es wird mit Klischees gearbeitet, die irgendwie auch stimmen. ;D Es kommen typische Museumssachen drin vor (Souvenirshop, Technik, Besucher, Öffnungszeiten, Pressetermine etc.). Alles Worte, die ich aus meinem Alltag irgendwie als Museumsmensch kenne.

Und dann geht es daran, einen Plan zu schmieden und den Raub durchzuführen. Um einen besseren Überblick zu behalten, gibt es ein großes „HEIST-Bord“ (engl. Heist – Raub, Überfall). Ich wusste auch bislang nicht, dass es beim Film das Genre „Heist-Movies“ gibt. Ich lerne ja nie aus. Auf diesem Bord behält man den Überblick: Orte, Personen und hinzu kommen noch weitere Pläne und Aufgaben, die man lösen muss. Abgefahren ist es, wenn man irgendwo anrufen muss, eine Mail verschicken soll oder im Web diverse Codes eingeben muss.

Dieses Spiel hat definitiv seinen Reiz und es ist nicht „mal eben“ gespielt. Es ist nicht unlösbar, ganz im Gegenteil. Man kann es einfach losspielen und am Ende gibt es tatsächlich eine Wertung. Dann sieht man, wie gut oder schlecht man war. Hat man vielleicht nicht ganz so gute Entscheidungen getroffen? Dann gibt es Punktabzug. Hat man gute Entscheidungen getroffen? Dann gibt es zur Belohnung Sterne. Am Ende wird alles gegeneinander aufgerechnet.

Ich sag es mal so, wir waren ziemlich guuuuuuut, aber wir haben uns ja auch maximal viel Zeit gelassen und alles ausdiskutiert. ? Vermutlich könnte ich auch für Danny Ocean, Thomas Crown oder Robert ‚Mac‘ MacDougal arbeiten. (I love them all! ❤️)

Für Rätselprofis ist dieses Spiel definitiv ein „Muss“. Für Kunstliebhaber ist dieses Spiel Pflicht. Für alle anderen ein spannender Spaß. Aber wie gesagt, 2,5 Stunden sind schon sportlich, Profis, die Rätselspiele kennen, schaffen es bestimmt in der Zeit. Für mich war es etwas kompliziert, so ein „großes Spiel“ in meinen Alltag zu integrieren, aber man konnte es prima auf mehrere Abende aufteilen. Das war kein Problem. Es gibt sogar eine Anleitung, wie man das Spiel am besten für eine Pause zusammenpackt! Ebenso liegen sogar wichtige Tipps vor, wenn man das Spiel nochmal spielen möchte. (Was man durchaus machen kann.) Der Preis ist durchaus happig, aber die Story und die Länge sind es wert, denn es ist wirklich gut durchdacht und die Story ist einfach schlüssig und toll und viel Liebe zum Detail. Stillleben.

#Titel | Masters of Crime: Stillleben

#Art | Brett-/Legespiel

#Spieleranzahl | 1 – 6

#Dauer | ca. 2,5 – 3,5 Stunden (oder auch länger, je nach Diskussionsfreudigkeit)

#Alter | ab 14 Jahren

#Verlag | KOSMOS

Herzlichen Dank an KOSMOS für das Rezensionsexemplar! ❤️