Wer war eigentlich dieser Mann, der als König der Tätowierer bezeichnet wird?
Er wurde 1891 in Hannover geboren und verstarb 1964 in Hamburg. In erster Linie war Warlich Gastwirt. Dabei sollte es nicht bleiben, er war sehr umtriebig und geschäftstüchtig. Denn er war auch Tätowierer und wurde als einer der ersten Tätowierer mit Maschine und Vertriebsnetz bekannt. Seine Vorlagen bzw. seine Motive sind legendär und weltweit berühmt!
Natürlich gibt es die Kunst des Tätowierens schon viel viel länger. Das älteste erhaltene Tattoo (Europas) ist über 5000 Jahre alt und befindet sich auf der Gletschermumie „Ötzi“. Auf der ganzen Welt gibt es die unterschiedlichsten Motive, besonders interessant sind die Verzierungen auf dem Körper der Maoris. Dort wurden die Tätowierungen mit Kratz- und Schabwerkzeug unter die Haut geritzt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie weh das tun muss. Tattoos sind also eigentlich nichts Besonderes, denn sie gibt es also schon sehr sehr lang.
Aber warum sticht nun ausgerechnet Christian Warlich so hervor?
Er wusste sich zum einen gut zu vermarkten und damals gab es schlichtweg auch noch nicht so viele Tätowierer wie heute. 1919 eröffnete er eine Gaststätte auf St. Pauli, dort schenkte er aus, tätowierte, vertrieb die Geräte und entfernte auch Tattoos! Gleich vier Geschäftsfelder auf denen er sehr umtriebig war. Außerdem waren seine Arbeiten im Vergleich sehr gut, er war künstlerisch visiert.
Die Motive, die man sich damals stechen ließ, waren vorgegeben. Individuelle Tattoos gab es kaum. Daher tauchten die Motive immer mal wieder auf und gingen um die Welt. Tätowierer inspirierten sich gegenseitig und natürlich reagierten die Tätowierer auch auf die Nachfrage. Als Queen Elisabeth II gekrönt wurde, wurde auch ihr Konterfei sehr beliebt, insbesondere bei den Briten, die in Deutschland zur Besetzungszeit stationiert waren. Eins der bekanntesten Motive von Warlich ist unter anderem „Der Ruin des Mannes“ – Weib, Wein, Gesang und Spiel sind in dieser Darstellung wiederzufinden. Einige andere Motive gab es immer wieder, Schlagen, Schiffe, Anker, … aber Vorlagen wurden auch durch künstlerische Wellen beeinflusst wie z. B. durch den Japonismus.
Wie kommt es, dass Tattoos mit so vielen Vorurteilen behaftet sind?
Das Buch „L’uomo delinquente“ (1876) von einem italienischen Mediziner schaffte dafür eine Grundlage. Der Mediziner und Anthropologe Cesare Lobroso stellten einen Zusammenhang zwischen körperlichen Eigenschaften und kriminellen Verhalten her. Er fand in Strafanstalten besonders viele Tätowierte, leider vergaß er bei seiner Studie die restliche Bevölkerung mit einzubeziehen. Die Vorteile hielten sich hartnäckig! Dabei waren auch Menschen wie Kaiserin Sisi tätowiert.
Promis und ihr Körperkult
Aus Angst vor einer Stigmatisierung oder weil es sich vielleicht nicht schickte, verbargen viele ihre Tattoos. Heute sind sie durchaus salonfähig. Promis zeigen Stolz ihre Tattoos. Eine Art Gesamtkunstwerk ist mittlerweile Justin Bieber.
Aber auch andere Prominente zeigen gern ihre Tätowierungen wie Robbie Williams, Ed Sheeran, der sich sogar in Hamburg während seiner Tour 2018 tätowieren ließ, Rihanna, Emma Watson, Angelina Jolie, Lady Gaga, Cara Delevigne, Heidi Klum, Katy Perry, Florian Silbereisen oder Robert Downey Jr., der sich sogar ein Avangers Tattoo hat stechen lassen…
Wer noch mehr über die Hamburger Tattoo-Geschichte und Szene erfahren möchte oder Inspirationen für sein nächstes Motiv sucht, sollte unbedingt die Ausstellung besuchen. Neben echten Tattoos von Warlich aus dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité, gibt es einen wunderbaren Einblick in Warlichs Schaffen.
Museum für Hamburgische Geschichte
Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli
bis 25. Mai 2020
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Danke für die Einladung!
Auf die Ausstellung freue ich mich schon sehr! Vielen Dank für den Beitrag. Die Kneipe von Christian Wahrlich existiert übrigens noch – und hat sich gar nicht so sehr verändert. Es ist das Toom Peerstall in der Clemens-Schultz-Straße auf St. Pauli. LG von eben dort, Stefanie
Ja, das stimmt liebe Stefanie! Leider hatte ich es nach meinem Ausstellungsbesuch nicht mehr in die Kneipe geschafft. ?